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Parkinson von A-Z

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Begriff Definition
On / Off Phasen (Eigenbeitrag)

Die Beweglichkeit kann zwischen guter vollständiger Beweglichkeit und deutlich eingeschränkter Beweglichkeit schwanken. Dabei werden die Phasen mit guter Beweglichkeit „On“-Phasen, die Phasen mit eingeschränkter Beweglichkeit „Off“-Phasen genannt. Bei der fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung ist in Phasen guter Beweglichkeit zuweilen eine Überbeweglichkeit an Rumpf und Extremitäten zu erkennen, welche man als Peak dose-Hyperkinesien bezeichnet.

Pillendreher Tremor (Eigenbeitrag)
Die Handbewegung beim Zittern sieht bei Patienten häufig aus, als würden sie Pillen drehen oder Münzen zählen. Diese Art des Tremor wird auch Pillendreher-Tremor genannt, da Zeigefinger und Daumen aneinander gerieben werden.
Polyneuropathie (Fremdbeitrag)
Als Polyneuropathie bezeichnet man die Erkrankung mehrerer oder aller peripheren Nerven, also jener Nerven, die vom Rückenmark oder dem Hirnstamm zu den »Erfolgsorganen« wie Muskeln oder Haut ziehen und Informationen aus dem Umfeld zum Rückenmark vermitteln. Dazu besitzt jeder Nerv eine komplexe Struktur, die aus der Nervenzelle (Neuron), der Nervenfaser (Axon) und der sie umgebenden äußeren Hülle, der Markscheide (Myelinscheide), besteht. Bei Schädigungen der Markscheide oder des Axons kann der Nerv seiner Aufgabe der Impulsvermittlung nicht mehr nachkommen. Das Gehirn erhält keine oder falsche Informationen. Bei Patienten mit M. Parkinson ist eine erhöhte Prävalenz von Polyneuropathien bekannt.
Posturale Instabilität (Eigenbeitrag)
Störung der gleichgewichtserhaltenden Reflexe. Gang- und Haltungsinstabilität bergen im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium die Gefahr von Stürzen in sich.
Pramipexol (Eigenbeitrag)
Pramipexol ist ein nicht-ergoliner Wirkstoff aus der Gruppe der Dopaminagonisten. Er bindet an Dopaminrezeptoren und wird zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung und des Restless Legs Syndroms eingesetzt. Pramipexol wird kaum metabolisiert und über die Niere ausgeschieden. Da es sich um ein organisches Kation handelt, sind entsprechende Arzneimittel-Wechselwirkungen möglich. Häufig auftretende unerwünschte Wirkungen sind Schläfrigkeit, Schwindel, Bewegungsstörungen, Kopfschmerzen, tiefer Blutdruck, Amnesie und Übelkeit. Dopaminagonisten sind dafür bekannt, dass sie Verhaltensänderungen wie Hypersexualität, Spielsucht und Essattacken verursachen können.
Progressive Muskelentspannung (Fremdbeitrag)
Bei der Progressiven Muskelentspannung werden nacheinander ("progressiv") die wichtigsten Muskelgruppen willentlich angespannt und dann entspannt und gelockert. Folgende Muskeln werden nacheinander für jeweils einige Sekunden an- und entspannt: rechte Hand (Unterarm), linke Hand (Unterarm), rechter Bizeps (Oberarm), linker Bizeps, Stirn, Gesicht, Nacken, Brust (durch Einatmen), Oberschenkel, Unterschenkel. Es gibt auch andere Abfolgesysteme, z.B. erst linke Körperhälfte, dann rechte Körperhällfte, dann Körpermitte, oder erst Extremitäten, dann Rumpf und Kopf. Die Entspannungsphase soll deutlich länger als die Anspannungsphase dauern (45-60 Sekunden gegenüber 5-7 Sekunden). Wer geübt ist, kann das Gefühl der Entspannung von Muskeln im ganzen Körper intensiv spüren. Das An- und Entspannen der Muskelgruppen hilft besonders Menschen mit fehlendem bzw. verlorengegangenem Körperbewusstsein, aufmerksamer für Signale des Körpers zu werden. In der wissenschaftlichen Grundlagen-Wirkungsforschung sind widersprüchliche Studienergebnisse festzustellen, was unter anderem an der heutigen Methodenvielfalt von PME und den unterschiedlichen Studiendesigns liegt. Es mehrt sich jedoch die Zahl der Kritiker an den heute verwendeten Varianten, die eine Rückkehr zu der ursprünglichen Version der PME von Jacobson fordern. Es ist ratsam, die PME unter Anleitung zu erlernen. Wer anschließend täglich zu Hause übt, kann sich eine automatisierte Entspannungswirkung aufbauen. Die progressive Muskelentspannung kann besonders zur Vorbeugung z.B. von Migräneattacken und Spannungskopfschmerz, aber auch direkt in der akuten Schmerzsituation eingesetzt werden.
Progressive Supranukleare Blickparese (PSA) (Fremdbeitrag)

Die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) wurde erstmals 1964 von John Steele Clifford Richardson und Jeryz Olszewski beschrieben und wird deshalb auch ST-R-O Syndrom genannt. PSP ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, speziell der Basalganglien. Degenerativ bedeutet, dass Nervenzellen ohne erkennbare Ursache zu Grunde gehen. Die Basalganglien sind Bereiche im Gehirn, die eine wichtige Rolle bei der Steuerung automatischer Bewegungen und der Feinbeweglichkeit spielen. Ihre Schädigung kann zu Seh- und Sprechstörungen führen. Ein Hauptsymptom besteht in einem Schwankschwindel beim Gehen mit Gang- und Gleichgewichtsstörungen. PSP ist verwandt mit der Parkinsonschen Krankheit. Die Krankheiten ähneln sich in vielen Symptomen. Nicht selten wird die wesentlich seltener auftretende PSP für eine Parkinson-Erkrankung gehalten. Der Verlauf der PSP kann jedoch anders sein als bei der Parkinson-Erkrankung. PSP wird mit anderen Parkinson ähnlichen Erkrankungen unter dem Begriff atypische Parkinson-Syndrome zusammengefasst. Auf eine PSP können hinweisen:
• plötzliche ausgeprägte Gangunsicherheit verbunden mit Stürzen, Gleichgewichtsprobleme
•Verlangsamung der Bewegungen, ähnlich wie beim M. Parkinson
• Blicklähmung (zunehmende Schwierigkeiten beim Bewegen der Augen, meist nach oben oder unten z.B. beim Treppensteigen)
• zunehmende Verschlechterung der Sprache (unverständlich, leise, oft Silbenwiederholungen)
• Gedächtnis- oder Sprachstörung
• gelegentlich auch Gemüts- oder Persönlichkeitsveränderungen

Rigor (Fremdbeitrag)

Rigor ist lateinisch und bedeutet Starre. Medizinisch wird damit eine andauernde Muskelverspannung beschrieben, die zu einer Steifigkeit im ganzen Körper führt. Die Muskulatur kann nicht mehr völlig entspannt werden. Aus diesem Grund sind die Gelenke überlastet. Als Folge davon treten häufig Schmerzen in der Schulter, dem Rücken und in der Hüfte auf.

Quelle: Medizininfo.de

Rotigotin (Eigenbeitrag)
Rotigotin wird eingesetzt bei Parkinson im Frühstadium. In Kombination mit dem Standard-Medikament Levodopa wird der Wirkstoff auch in späteren Stadien der Krankheit eingesetzt, wenn die Wirksamkeit von Levodopa nachlässt oder unbeständig ist.
Safinamid (Fremdbeitrag)

Safinamid ist ein indirekt dopaminerger Wirkstoff aus der Gruppe der MAO-B-Hemmer, der zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt wird. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des Enzyms Monoaminooxidase-B (MAO-B). Safinamid inhibiert zusätzlich auch spannungsabhängige Natriumkanäle und die Glutamat-Ausschüttung. Die Tabletten werden einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Bewegungsstörungen, Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Übelkeit und ein tiefer Blutdruck. Aufgrund der Hemmung der MAO-B kann Safinamid Arzneimittel-Wechselwirkungen auslösen.

Quelle: PharmaWiki

Schwerbehinderten Kündigungsschutz (Fremdbeitrag)

Sowohl die ordentliche als auch die außerordentliche Kündigung eines Schwerbehinderten bedarf zu ihrer Wirksamkeit der Zustimmung des Integrationsamtes (= die zuständige Behörde), § 85 SGB IX. Erteilt das Amt die Zustimmung, hat der Arbeitgeber einen Monat Zeit, die Kündigung zu erklären. Die eigentliche Kündigungsfrist muss dann noch mindestens vier Wochen betragen. Voraussetzung für die Anwendung des § 85 und damit den erhöhten Kündigungsschutz ist, dass die Schwerbehinderteneigenschaft zum Zeitpunkt der Kündigung bereits nachgewiesen ist. Wichtig: Ist der Schwerbehinderte noch nicht länger als sechs Monate im Betrieb beschäftigt, ist die Zustimmung des Integrationsamtes zur Kündigung nicht erforderlich.

Die Vorschriften über den besonderen Kündigungsschutz gelten nach § 90 SGB IX ebenfalls nicht für:
- Schwerbehinderte Arbeitnehmer, die das 58. Lebensjahr vollendet haben und bei denen Anspruch auf eine Abfindung, Entschädigung oder ähnliche Leistung auf Grund eines Sozialplanes besteht
- Schwerbehinderte Arbeitnehmer, die Anspruch auf Knappschaftsausgleichsleistung oder auf Anpassungsgeld für entlassene Arbeitnehmer des Bergbaus haben (jeweils dann, wenn der Arbeitgeber sie rechtzeitig über die Kündigungsabsicht informiert hat und sie der Kündigung bis zu deren Ausspruch nicht widersprechen). Auch bei Entlassungen als Witterungsgründen gelten die genannten Kündigungsschutzregeln nicht – zumindest in Fällen, in denen die Wiedereinstellung bei Wiederaufnahme der Arbeit (bei besserem Wetter) gewährleistet ist.

Greift der erhöhte Kündigungsschutz, ist die Kündigung bis zum Zeitpunkt der Zustimmung durch das Integrationsamt unwirksam. Das bedeutet insbesondere, dass der schwerbehinderte Arbeitnehmer sofortige Weiterbeschäftigung verlangen kann (die Durchsetzung des Anspruchs erfolgt mittels einstweiliger Verfügung).

Entscheidungskriterien des Integrationsamtes
a) Wird der Betrieb eingestellt, muss das Integrationsamt zustimmen, wenn zwischen dem Tag der Kündigung und dem Tag, bis zu dem Bezüge gezahlt werden, mindestens drei Monate liegen.
b) Liegt der Kündigungsgrund in einer Betriebseinschränkung, "soll" die Zustimmung erteilt werden, wenn die Gesamtzahl der verbleibenden Schwerbehinderten die 5-Prozent-Marke nicht unterschreitet.
c) Bei Einstellung oder Einschränkung des Betriebes gelten die Regelungen über die Zustimmung des Integrationsamtes nicht, wenn die Weiterbeschäftigung des Schwerbehinderten auf einem anderen Arbeitsplatz desselben Betriebes oder derselben Dienststelle oder auf einem freien Arbeitsplatz in einem anderen Betrieb oder einer anderen Dienststelle desselben Arbeitgebers mit Einverständnis des Arbeitnehmers möglich ist und für den Arbeitgeber zumutbar erscheint. d) Das Integrationsamt „soll“ ferner die Zustimmung erteilen, wenn dem schwerbehinderten Menschen ein anderer angemessener und zumutbarer Arbeitsplatz sicher ist.
e) Ist beim Arbeitgeber das Insolvenzverfahren eröffnet, soll das Integrationsamt die Zustimmung erteilen, wenn der Schwerbehinderte in einem Interessenausgleich namentlich als einer der zu entlassenden Arbeitnehmer bezeichnet ist, die Schwerbehindertenvertretung beim Zustandekommen des Interessenausgleichs beteiligt wurde, der Anteil der nach dem Interessenausgleich zu entlassenden schwerbehinderten Menschen an der Zahl der beschäftigten schwerbehinderten Menschen nicht größer ist als der Anteil der zu entlassenden übrigen Arbeitnehmer an der Zahl der übrigen Beschäftigten und die Gesamtzahl der Schwerbehinderten, die nach dem Interessenausgleich bei dem Arbeitgeber verbleiben sollen, zur Erfüllung der Beschäftigungspflicht ausreicht.

Das Verfahren
a) Der Schwerbehinderte ist vom Integrationsamt vor dessen Entscheidung anzuhören. Zudem muss eine Stellungnahme des Betriebs- bzw. Personalrates und der Schwerbehindertenvertretung eingeholt werden. Ist die Zustimmung erteilt worden, kann der Arbeitnehmer zum einen Widerspruch einlegen und bei dessen Erfolglosigkeit Klage vor dem Verwaltungsgericht erheben. Allerdings haben Widerspruch und Klage keine aufschiebende Wirkung. Zum anderen hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, eine Kündigungsschutzklage vor dem Arbeitsgericht zu erheben.
b) Möglich ist, dass das Integrationsamt der Ansicht ist, dass eine Zustimmung gar nicht erforderlich ist. Dann hebt dies die "Kündigungssperre" auf und die Behinderung ist nur noch bei der Interessenabwägung im Kündigungsschutzverfahren zu berücksichtigen.

Quelle: Internetratgeber-Recht.de

Seborrhö (Fremdbeitrag)

Seborrhö wird auch als Schmerfluss bezeichnet. Es ist eine Erkrankung, bei der die Talgdrüsen der Haut zu übermäßiger Talgproduktion neigen. Am häufigsten ist die Ursache der Seborrhö der Hormonhaushalt des Betroffenen. Die Talgproduktion wird nämlich durch die Androgene (z.B. Testosteron) und Gestagene (z.B. Progesteron) angeregt und die Östrogene (z.B. Östradiol) gehemmt. Jede Situation, die das Gleichgewicht dieser Hormongruppen durcheinander bringt, kann eine Seborrhö nach sich ziehen.

Quelle: medinzininfo.de

Selegilin (Eigenbeitrag)
Selegilin wird eingesetzt, um die typischen Parkinsonsymptome wie etwa körperliche Starre zu verbessern. Meistens reicht Selegilin allein nicht aus, um den Patienten ausreichend zu versorgen, sodass der Wirkstoff mit Levodopa kombiniert wird.
Sexualität (Fremdbeitrag)

Parkinson beeinträchtigt die Motorik, die Psyche, die Gefühlswelt – und damit auch die Sexualität eines Paares. Ein Problem, das lösbar ist – sofern es offen angegangen wird.

"Sex ist schön – wenn man jung und gesund ist. Parkinsonbetroffene aber sind alt und krank – und Alte und Kranke haben kein Interesse an Sex. Also haben Parkinsonbetroffene kein Problem mit ihrer Sexualität!" Diese Meinung ist absolut falsch! Erstens sind die meisten Parkinsonbetroffenen weit von jenem Alter entfernt, in dem die Lust am Sex gänzlich schwindet. Zweitens sind sie zwar krank – aber ihre Gefühle, ihre Emotionen und die Lust auf Sex bleiben davon meist unberührt. Drittens ist die Mehrzahl der Betroffenen körperlich durchaus in der Lage, trotz aller Probleme, die Parkinson beschert, erfüllenden Sex zu haben. Dennoch gelingt genau dies den wenigsten. Laut diversen Studien sind Parkinsonbetroffene beiderlei Geschlechts überdurchschnittlich häufig mit ihrem Sexualleben unzufrieden. So klagen an Parkinson erkrankte Männer vor allem über Erektionsstörungen, vorzeitige Ejakulation und Schwierigkeiten beim Erreichen eines Orgasmus. Parkinsonbetroffene Frauen indes leiden unter verringerter Erregbarkeit, Trockenheit der Scheide und dadurch verursachte Orgasmusschwierigkeiten. Kein Wunder also, dass das Verlangen der Betroffenen mit Fortschreiten ihrer Erkrankung stetig sinkt. Genau hier orten Sexualtherapeuten und Psychologen das Kernproblem: Das sexuelle Verlangen sinkt nicht, weil die Lust auf Sex aufgrund des Alters oder der Parkinsonerkrankung einfach ausbleibt. Das Verlangen schwindet, weil die sexuelle Funktion gestört ist, was wiederholte Enttäuschung und Frustration provoziert und psychischen Stress auslöst, der die Lust torpediert. Die normale Sexualfunktion und mögliche Störungen Der Geschlechtsakt besteht aus der Erregungs- und der Orgasmusphase. Während der Erregungsphase füllen sich die Geschlechtsorgane mit Blut und schwellen an – beim Mann erkennbar an der Erektion. Die Frau produziert überdies Geschlechtsflüssigkeit, ihre Scheide wird feucht. Ist diese Erregungsphase gestört, bleibt der Penis des Mannes schlaff oder die Erektion ebbt ab, noch ehe ein Orgasmus erreicht wurde. Bei der Frau führt eine Erregungsstörung zu mangelnder Lubrikation der Scheide, das Eindringen des Mannes verursacht Schmerzen. Manche Frauen verspüren auch eine unwillkürliche Kontraktion der Vaginalmuskeln, sobald der Mann versucht, einzudringen. Dieser «Vaginismus» kann so stark sein, dass ein Eindringen unmöglich wird. Die häufigste Störung der Orgasmusphase beim Mann ist die vorzeitige Ejakulation. In seltenen Fällen kommt es aber auch zur verzögerten oder ganz ausbleibenden Ejakulation. Bei Frauen bleibt, sobald die Erregungsphase gestört ist, in aller Regel auch der Orgasmus aus. Andere Frauen verspüren zwar eine ausreichende Erregung, kommen aber trotz adäquater Stimulation nicht zum Orgasmus. Dann spricht man von Anorgasmie. Beide Phasen der sexuellen Funktion – Erregung und Orgasmus – hängen stark von der Funktion des autonomen Nervensystems ab. Dieses kann durch Alkohol, Medikamente sowie gewisse Erkrankungen gestört sein. Wesentlich häufiger aber sind psychische Belastungen (Angst, Sorgen, Ekel) die Ursache sexueller Probleme – auch bei an und für sich kerngesunden Menschen. Ein Beispiel: Hat ein Mann viel Stress in der Arbeit, kann er zeitweise impotent werden. Verschwindet der Stress, kommt die Potenz wieder zurück. Es sei denn, der Mann macht sich so grosse Sorgen wegen seines zeitweiligen «Versagens», dass er jedesmal, wenn er Sex haben will, so gestresst wird, dass die Impotenz wiederkehrt. Ähnlich kann eine Frau wegen finanzieller Sorgen eine Erregungsstörung haben, was zu Schmerzen beim Sex führt. Später kann allein die Furcht vor diesen Schmerzen die Erregung hemmen – was zu neuen Schmerzen führt, noch mehr Angst auslöst und schliesslich einen Vaginismus heraufbeschwören kann. Besonders tragisch: solche Störungen können auf den anderen Partner übertragen werden. Etwa, weil eine Frau, deren Partner an vorzeitiger Ejakulation leidet, Angst bekommt, sie erreiche ihren eigenen Orgasmus nicht rasch genug. Sie wird dann Erregungsschwierigkeiten bekommen, die wiederum den Mann zusätzlich belasten – bis beiden die Lust am Sex (das Verlangen!) komplett abhanden kommt.

Die Sexualfunktion bei Parkinson
Zunächst muss festgehalten werden, dass die Parkinsonkrankheit nicht zwangsläufig mit dem Auftreten sexueller Probleme gleichzusetzen ist. Es gibt viele betroffene Paare, bei denen der Sex wunderbar funktioniert. Es gibt aber leider auch viele Paare, die Probleme haben. Die Gründe dafür sind komplex und vielschichtig. Die motorischen Symptome (Rigor, Tremor, Unbeweglichkeit) behindern die sexuelle Aktivität, Antriebslosigkeit und Fluktuationen hemmen die Spontanität. Hinzu kommen alters-, krankheits- oder auch medikamentenbedingte Erektionsprobleme der Männer respektive die Trockenheit der Scheide bei Frauen. Verändertes Aussehen, Speichelfluss, starkes Schwitzen oder Inkontinenz verringern die körperliche Attraktivität der Betroffenen, das typische «Maskengesicht» täuscht mangelndes Gefühl und fehlende Lust vor. Sprachstörungen behindern die Kommunikation, depressive Verstimmungen dämpfen das Verlangen. Oft unterschätzt wird zudem das veränderte Rollenverhältnis der Partner. Der einst punkto Sexualität aktivere Partner wird immer passiver – die Sexualität schläft ein. Umgekehrt kann auch übertriebene Schonung des Patienten zum Erliegen der Sexualität führen. Und welche Person schafft es schon, tagsüber die Rolle des Pflegenden auszuüben und nachts die Rolle der Liebhaberin/des Liebhabers zu spielen? Nicht zuletzt können falsche Ängste (etwa, Sex könne die Krankheit verschlimmern), übertriebene Erwartungen oder andere, starke Gefühle bis hin zum Ekel vor dem körperlich veränderten Partner die Sexualität erheblich beeinträchtigen. Und hat ein Paar, etwa aufgrund der Schlafstörungen des Patienten, erst einmal getrennte Schlafzimmer, werden intime Begegnungen noch seltener.

Sexprobleme: Nicht nur eine reine Männersache
Natürlich betrifft Parkinson immer alle Beteiligten einer Partnerschaft – aber eben doch unterschiedlich stark. So zeigt die Erfahrung, dass Paare, in denen die Frau erkrankt ist, eher seltener über sexuelle Probleme berichten als solche, in denen der Mann erkrankt ist. Wobei im ersten Fall beide Partner etwa gleich häufig an Störungen der Erregungs- und/oder der Orgasmusphase leiden, und im zweiten Fall die gesunden Frauen eher über abnehmendes Verlangen und Störungen der Erregungsphase klagen als ihre erkrankten Männer. Allen Fällen gemeinsam ist, dass dauerhafte Störungen der Sexualität zu chronischen Selbstzweifeln und sogar zu Depressionen führen können.

Achtung – auch die Medikation mischt mit!
Sexuelle Störungen müssen aber nicht immer psychische oder körperliche Ursachen haben – auch die Medikation spielt eine Rolle. So ist bekannt, dass L-Dopa sowie gewisse Dopaminagonisten das sexuelle Verlangen, insbesondere bei Männern, steigern können – wobei die sexuelle Funktion meist eingeschränkt bleibt. Die eher harmlosen Folgen dieser sogenannten Hypersexualität sind sexuelle Fantasien, Tagträume und häufige Selbstbefriedigung. Es können aber auch schwere Verhaltensstörungen bis hin zu paranoiden Entwicklungen wie Eifersuchtswahn oder eine Neigung zum Exhibitionismus ausgelöst werden. Zudem kann das plötzliche Wiederaufflammen des längst entschlafen geglaubten Triebs die Partner der Betroffenen schlicht überfordern. Solche medikamenteninduzierte Störungen werden übrigens von den Betroffenen kaum angesprochen – weil sich diese davon nur selten beeinträchtigt fühlen. Oft genug sehen es die Angehörigen, scheuen sich aber, das Thema anzusprechen – bis irgendwann ein so bizarres Sexualverhalten an den Tag gelegt wird, dass die Grenzen der Sittlichkeit oder gar des Gesetzes überschritten werden. So verurteilte ein US-Gericht im September 2009 einen 68-jährigen, seit 1997 an Parkinson erkrankten Akademiker wegen sexueller Handlungen mit einem 14-jährigen Knaben zu zehn Jahren Haft. Das sexuelle Fehlverhalten des Betroffenen war der Familie bekannt, doch hatte diese aus Scham geschwiegen. Hätte seine Frau den Neurologen informiert, hätte dieser die Medikation anpassen können – und viel Leid wäre vermieden worden. Natürlich ist dies ein besonders krasses Beispiel. Dennoch macht es deutlich: Sexuelle Probleme müssen angesprochen werden! Sexualprobleme sind nur mit Offenheit zu lösen Schweigen führt zu Ängsten, Missverständnissen und Stress – und damit zu einer noch stärker gestörten Sexualität. Ein Teufelskreis, aus dem nur entkommen kann, wer offen darüber redet – mit dem Neurologen, einem parkinsonerfahrenen Paartherapeuten und natürlich mit seinem Partner. Denn oft genug öffnet ein Gespräch wichtige Türen. Sagen Sie Ihrem Partner, was Sie beim Sex mögen – und was nicht. Brechen Sie die Routine und probieren Sie auch andere Stellungen aus – das kann gerade bei motorischen Störungen viel Positives bewirken. Falls Sie unter Fluktuationen leiden verabreden Sie doch einmal für die Zeit, in der die Beweglichkeit normalerweise am besten ist, ein intimes Stelldichein – und sorgen Sie dabei für romantische Stimmung (Kerzen, schöne Kleidung, Parfum, Musik) und vor allem Ungestörtheit! Fragen Sie bezüglich körperlicher Störungen Ihren Arzt. Denn manche Probleme wie Erektionsstörungen, trockene Scheide oder verzögerte Ejakulation können durch bestimmte Medikamente verstärkt oder erst provoziert werden. Zudem kann Sie Ihr Arzt bezüglich weiterer Hilfsmittel (Viagra, Gleitcreme, Vakuumpumpe, Penisring etc.) beraten. Dabei ist Scheu völlig unangebracht – Sie sind weder die ersten, noch die Einzigen, die es betrifft! Und bedenken Sie vor allem: beim Sex gibt es keine Normen. Erlaubt ist, was beiden gefällt und wodurch beide Befriedigung erfahren. Denn letztlich ist Sex nicht mehr als die schönste Nebensächlichkeit der Welt – und dennoch ist eine gute Sexualität wichtig für die Lebensqualität.

Danke in die Schweiz: Text zur Verfügung gestellt von Dr. Jörg Rothweiler, Parkinson Schweiz

Spinozerebelläre Ataxie Tye 3 (SCA3) (Fremdbeitrag)

Die SCA3 wird nach den großen Familien auf den Azoren, bei denen sie zuerst beschrieben wurde, auch Machado-Joseph-Erkrankung (MJD) genannt. Die SCA3 ist weltweit, so auch in Deutschland, die häufigste Unterform der dominanten Ataxie-Krankheiten und macht etwa 40 % der spino-zerebellären Ataxien aus. Die SCA3 kann sich mit sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern manifestieren. Bei spätem Erkrankungsbeginn, jenseits des 40. Lebensjahres, besteht häufig eine deutliche Polyneuropathie mit Muskelschwund, Muskelkrämpfen, Gefühlsstörungen und / oder Missempfindungen neben der zerebellären Ataxie. Bei Erkrankungsbeginn zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr entwickelt sich neben der Ataxie häufig eine Spastik. Bei frühem Erkrankungsbeginn vor dem 20. Lebensjahr ist oft auch eine Dystonie zu beobachten. Ein Teil der Betroffenen entwickelt parkinsonähnliche Symptome, die auf Parkinsonmedikamente oft gut ansprechen. Häufig treten bei der SCA3 aber auch Doppelbilder, Schluckstörungen, Schlafstörungen und ein sog. Restless-legs-Syndrom mit Missempfindungen und Unruhe in den Beinen, insbesondere in den Abendstunden, auf. Dieses Problem ist oft medikamentös gut zu behandeln. Die Doppelbilder sind durch eine Prismenbrille zu lindern, die aufgrund der Dynamik der Erkrankung jedoch meist alle ein bis zwei Jahre angepasst werden muss. In der Magnetresonanztomographie des Kopfes finden sich typischer Weise eine Atrophie des Kleinhirns mit Erweiterung des 4. Ventrikels, aber auch eine Atrophie von Hirnstamm und Rückenmark. Neuropathologisch fallen insbesondere eine degenerative Veränderung des sog. Zahnkernes (Nucleus dentatus), aber auch vieler Hirnstammkerne und der sog. Schwarzen Substanz (Substantia nigra) auf, während die Kleinhirnrinde meist gut erhalten ist. Die Instabilität des CAG-Repeats mit der Tendenz zur weiteren Expansion erklärt das in diesen Familien zu beobachtende Phänomen der Antizipation, d. h. der Tendenz zum früheren Krankheitsbeginn in der nachfolgenden Generation. Bei Betroffenen mit kürzeren CAG-Repeats stehen Zeichen einer Polyneuropathie mit Muskelschwund, abgeschwächten Reflexen und gestörter Tiefensensibilität im Vordergrund. Betroffene mit längeren CAG-Repeats haben in der Regel einen früheren Krankheitsbeginn und Hinweise auf Schädigungen der Basalganglien und der Pyramidenbahn.

Quelle: ataxie.de, Autoren: Ludger Schöls, Friedmar R. Kreuz